Das Rote Zelt rund um die Yoni

Vor einigen Monaten starteten wir unter unseren Tribe-Schwestern eine Umfrage, welche Themen sie sich mal für ein Rotes Zelt wünschen würden. Ganz oben auf der Wunschliste tauchte dann das Thema „Yoni“ auf!

Die Yoni ist ein Körperteil, was wir Frauen alle besitzen, aber viele von uns kaum bist nie auch nur ansehen, geschweige denn ihr Respekt und Liebe entgegen bringen. Nicht selten haben wir Frauen die Erfahrung machen müssen, dass jemand unsere Vagina als „hässlich“ bezeichnet, so dass viele von uns zutiefst verunsichert zurück bleiben oder ihre eigene Yoni sogar ablehnen und selbst hässlich finden.

Das geht sogar inzwischen soweit, dass besonders junge Frauen sich so unter Druck fühlen, dass sie sich für eine Genital-Schönheits-OP entscheiden….
Ja! Richtig gehört! Da wird im Namen der Schönheit an unserem Heiligtum rum verstümmelt, bis es einer vermeintlichen Schönheitsnorm entspricht.

Doch woher kommt diese Verzerrung? Was macht uns glauben, dass wir „unten herum“ nur eine einzige optische Erscheinungsform haben dürfen?
Zum einen trägt sicher die Porno-Industrie nicht unerheblich dazu bei, die uns ja auch glauben lässt, Brüste müssen sich so prall gegen den Himmel recken, dass man Angst bekommen könnte, dass sie bei der leisesten Berührung platzen… Von offensichtlichen Narben mal ganz abgesehen. So sehen auch die Vulven der meisten Pornodarstellerinnen gleich aus – rasiert, unauffällig, meist nur ein Schlitz, keine offensichtlichen inneren Schamlippen, eine versteckte Klitoris. Viele junge Frauen denken heute, dies sei das Schönheitsideal welchem sie entsprechen sollten.

Andererseits ist die Yoni für viele immer noch sehr mit Scham besetzt. Und so verwundert es natürlich nicht, dass wir Frauen auch nie die Yoni einer anderen Frau zu sehen bekommen. Woher sollen wir also wissen, wie wunderschön jede einzige und gerade in ihrer Einzigartigkeit ist. Ein absolutes Wunderwerk, was uns Lust bereitet, Leben schenken lässt und ein Portal unserer weiblichen Urkraft ist.

Zurück in die heutige Zeit, haben wir unser letztes Rotes Zelt ganz der Yoni gewidmet. Und wieder einmal waren wir zutiefst berührt, wie schnell sich teilweise völlig fremde Frauen öffneten und gegenseitig intime Geschichten und Erfahrungen teilten. Höhepunkt war das Fertigen der Yoni-Abdrücke, was als Möglichkeit angeboten, aber natürlich völlig freiwillig war.
Ohne falsche Scham und Scheu halfen sich die Frauen gegenseitig bei ihren Abdrücken. Die Atmosphäre war getragen von Vertrauen und gegenseitiger Fürsorge. Einfach ein wunderbares Erlebnis, an dessen Ende fünf völlig unterschiedliche, wunderschöne Yoni-Abdrücke auf unserem Altar lagen, auf die alle wirklich stolz waren.

Ein Tag, der unseren Yonis sicher mehr Aufmerksamkeit widmete, als das normalerweise der Fall ist (leider). Aber auch ein Tag, der unser Bewusstsein für die Einzigartigkeit, Besonderheit, Schönheit und Normalität dieses Teils unseres Körpers geschärft hat.